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Hallo,
heute habe ich in "OÖ Heute" einen
Bericht über DVB-T gesehen, wie toll usw. das nicht wäre - dass ich nicht
lache !
Ich beschäftige mich seit ca 3. Monaten (als Konsument) mit
DVB-T und stürze dabei von einem Schrecken in den nächsten
!
Vorausschicken möchte ich, dass ich bereits seit einiger Zeit 3
verschiedene DVB-T-Geräte im Einsatz habe:
- eine günstige DVB-T-Box mit Scart-Anschluss
- eine DVB-T-Box der Mittelklasse mit Scart-Anschuss
und HF-Modulator
- einen USB-DVB-T-Stick für den PC.
Es werden jeweils (für Analogempfang vorgesehene) Zimmerantennen
(mit integriertem HF-Verstärker) verwendet.
Zur geographischen Lage: Linz Stadt, allerdings
südliche Grenze (Auergütlweg, Ebelsberg): Wir sind leider von der Liwest
"gerade nicht mehr" mit Kabel versorgt worden, haben daher eine analoge und in der Zwischenzeit auch eine digitale SAT-Anlage.
Die Entscheidung gegen ORF-Empfang per digital-SAT und
für DVB-T hatte folgende Gründe:
- die Cryptoworks-Karte alleine würde schon ca. 60
Euro kosten
- solange Astra analog ausstrahlt, wollen wir uns
eine weitere Investition
in eine digitale Anlage ersparen.
- wir wollen auf die Möglichkeit nicht verzichten,
ein terrestrisches
Programm aufzuzeichnen und gleichzeitig ein
SAT-Programm anzusehen (oder umgekehrt).
Vorerst möchte ich auf die Argumente aus der
Sendung eingehen, bzw. sie in Relation zu meinen Erfahrungen
setzen:
- Der Behauptung "der Empfang wäre besser als
bisher" möchte ich entgegensetzen:
=> ich kann "ORF2 OÖ" GAR
NICHT auf DVB-T empfangen ! Mein Sendersuchlauf
findet (neben ORF1 und ATV) nur "ORF2 N" und "ORF2 W"
. - ich habe KEINE INFORMATION gefunden, ob
überhaupt oder ab wann "ORF2 OÖ"
digital ausgestrahlt wird, auch keine Anweisung, wie man den Sender
evtl. manuell finden oder einstellen
kann !! => Nachdem DVB-T im UHF-Band ausgestrahlt wird, habe ich
je nach Wetterlage GAR KEINEN DVB-T - Empfang,
oder er ist so schlecht, dass man es nicht ansehen
kann. In den Fällen, wo man ORF2 auch analog sehr
schlecht empfängt, ist der analoge ORF immer noch
recht brauchbar zu empfangen. Bei DVB-T ist aber
alles "aus", d.h., gar kein Sender mehr zu empfangen.
- Der Behauptung "die Bildqualität wäre besser
als bisher" möchte ich entgegensetzen:
=> Bei optimalem Empfang
stimmt dies natürlich. Bei suboptimalem Empfang
jedoch beginnt zuerst der Mosaikeffekt und dann
bricht der Ton "weg". Bei analogem Empfang kann
relativ viel Qualitätsverlust hingenommen werden -
Schattenbildung, Farbverlust, "schneien", und doch kann man
zumindest Informationssendungen noch
verfolgen. => Gerade im UHF-Bereich gibt es viele Einflüsse von
Außen, die den Empfang beeinflussen können, z.B.
auch sich bewegende Personen etc. Dies kann man beim
analogen Empfang leicht z.B. durch Neuausrichtung
der Antenne beheben, die das Feedback am Schirm
erfolgt ebenso analog, was ein Ausrichten
erleichtert. Wenn bei DVB-T plötzlich der
Mosaik-Effekt einsetzt, ist ein Neuausrichten weitaus
schwieriger. Ich möchte hier auch auf meine
Erfahrungsberichte mit mit der (unverstärkten)
DVB-T-Antenne meines USB-DVB-T-Stick hinweisen, wo
die einzige Möglichkeit, überhaupt eine Stelle zu
finden, an der ein Sender-Scan erfolgreich ist,
nur mit Hilfe des analogen UHF-Signals möglich
ist: http://forum.geizhals.at/t487390,4056326.html#4056326
- Der Behauptung, dass "die
digital-Technologie viele Vorteile bringe" möchte ich
entgegensetzen:
=> natürlich ist das Potential für neue
Funktionalitäten bei der Digital-Technologie
weitaus größer als bei der alten
Analogtechnologie. Das kann aber nicht so isoliert betrachtet werden,
sondern man die Praxisrelevanz betrachten,
und sich die Frage stelle: wie
werden diese Vorteile genutzt ?
- EPG: ok, ist fein.
- Untertitel, Mehrsprachigkeit, etc.: ja nett, es
fragt sich, ob das einer der Provider jemals
in breiten Stil nutzen wird,
- MHP: tote Technologie, mit der der ORF
wahrscheinlich nur noch mehr Werbung an den
Mann bringen will. Aufgrund
der geringen Akzeptanz und Verbreitung auch
kommerziel für den ORF sicherlich ein Desaster. Wer Teletext will, dem
genügt der "alte" Teletext, wer mehr will, geht ohnedies zum
Internet.
Auf der anderen Seite handelt
man sich massive Nachteile in der Handhabung ein:
- Noch eine Fernbedienung mehr. Mit zwei
DVB-T-Boxen (siehe unten) sogar ZWEI Fernbedienungen
zusätzlich.
Macht zusammen mit Fernseher, DVD-Player und SAT-Receiver und Recorder:
5 bzw. 6 Fernbedienungen! Dass sich mein Vater nicht mehr auskennt,
wundert mich gar nicht - ich tu mir öfters auch schon
schwer !
- Jedes Fernsehgerät und jeder Videorecorder hatte
bisher einen eingebauten (analog-)
Empfangsteil. Damit war gleichzeitiges
Aufnehmen eines Senders und Ansehen eines anderen Senders kein Problem.
Die Misere begann schon mit den Sat-Receivern, wo gleichzeitiges
Aufnehmen und Ansehen unterschiedlicher SAT-Sender nicht mehr möglich war. Das war aber zumindest keine
Einschränkung der bisherigen Möglichkeiten. Will man auf diese
Möglichkeiten mit DVB-T nicht verzichten, muss man entweder
viele Euros ausgeben, oder Alternativen -
allerdings mit qualitativen Einschränkungen suchen. Folgende Probleme
treten hier auf:
- Wenn man einen DVD-Player und einen
SAT-Receiver und jetzt noch eine DVB-T-Box
mt Scart-Ausgang hat, dann
fängt das Problem schon beim einfachen Aufnehmen an. Denn kaum ein
Recorder hat mehr als zwei Scart-Eingänge! Jetzt bräuchte man
ein Scart-Umschaltbox. Die günstigen Produkte muss man manuell
umschalten. So, jetzt hat man eh schon 5 Fernbedienungen, und muss dann
trotzdem noch aufstehen, um die Scart-Box umzuschalten ?
- Das gleiche Drama spielt sich auch am
Fernsehgerät ab: auch hier gibt es üblicherweise
nur 1 - 2
Scart-Buchsen.
- Auch mit der auf http://www.dvb-t.at/ empfohlenen
Vorgangsweise, sich einen zweite
DVB-T-Box zum gleichzeitigen Aufnehmen
anzuschaffen, löst nicht die SCART-Misere.
- Also hilft nur: einen neuen Fernseher und
einen neuen Videorecorder mit eingebauten
DVB-T-Empfängern
anzuschaffen. Davon gibt es aber noch nicht wirklich viele,
bzw. sind diese alle im oberen Preissegment angesiedelt. Dabei
vergisst man wohl, dass es Konsumenten gibt, die keine technikgeilen
Freaks sind (und daher jeden Preis zahlen), sondern einfach nur
fernsehen wollen.
- Ich habe die Kompromisslösung gewählt: Ich
habe eine DVB-T-Box mit HF-Ausgang
bzw. eine SCART->HF Box
angeschafft. Damit kann ich die eingebauten analog-Empfänger in
Fernsehgerät und Recorder nutzen. Es ist so natürlich trotzdem nicht
möglich, zwei verschiedene DVB-T-Programme gleichzeitig aufzunehmen
bzw. anzusehen, aber immerhin kann man ein DVB-T-Programm und ein
SAT-Programm gleichzeitig aufnehmen und ansehen, zwar in
analog-qualität, aber immerhin - dieser Kompromiss hat mich "nur" 20
Euro Aufpreis gekostet.
- Weiters wurde es so dargestellt, als ob
DVB-T DIE Schlüsseltechnologie für mobiles Fernsehen sei,
dem möchte ich
entgegenhalten: => DVB-T ist bezüglich Mobilität nicht schlechter oder
besser geeignet wie das bisherige analoge
Fernsehen, bzw. mit den oben erwähnten Nachteilen
bei suboptimalen Empfangsbedingungen ist es auch
hier deutlich schlechter geeignet. Außerdem steht
hier mit DVB-H das
Handy-Fernsehen
schon in den
Startlöchern.
Resumee:
- Ich kann ORF2 OÖ nicht auf DVB-T empfangen (nur
ORF2 N, ORF2 W).
- Die Signalqualität ist zeitweise so schlecht, dass
ein DVB-T-Fernsehen
nicht möglich ist.
- Die Nachteile überwiegen bei weitem die
Vorteile.
- Kein Wunder, dass sich die meisten Leute diesen Ärger gar nicht antun und stattdessen gleich auf digitalen
Satellit umsteigen, hier eine reiche Fülle an Programmen vorfinden, und damit dem ORF erst recht den
Rücken
zukehren. Siehe dazu auch
Digitales Eigentor.
- Peter Kass
Update (1.3.2008):
- Mit dem Kauf einer Antenne mit eingebautem Verstärker (weitere 15,- Euros)
kann ich nun ORF2 auch wieder (fast) durchgehend mit guter Qualität empfangen.
- Wenn ich was auf meinem Laserdrucker ausdrucke, bricht das Bild solange zusammen ...
- Die neuen Sender Puls4, ORF Sport Plus und auch Sat3 (jetzt auch per DVB-T) sind
nur bedingt brauchbar zu empfangen. Durchgehender Mosaik-Effekt, Bildausfälle,
Senderausfall, ...
- Meine Eltern (einen Stock tiefer), die bisher (vor DVB-T) mit einer
(verstärkten) Zimmerantenne problemlosen Empfang hatten, müssen nun (mit DVB-T) die
(verstärkte) DVB-T - Antenne an einem langen Kabel quer durchs Zimmer tragen
(stolpergefahr!) und an genau der einzigen Stelle plazieren, wo es halbwegs brauchbaren
Empfang gibt. Auf dem üblichen Platz (nämlich auf dem Fernseher) geht es gar nicht mehr.
- Nachdem es nun kein Analog-Signal mehr gibt, funktioniert die Methode
zum Sendersuchlauf wie in
http://forum.geizhals.at/t487390,4056326.html#4056326
geschildert, nicht mehr. Alternativ sollte man eine Aktiv-Antenne benutzen, wie in
http://forum.geizhals.at/t487390,4658280.html#4658280
beschrieben.
Zusatzinformation zu Aktiv-Antennen, die ihre Speisespannung über den Antennenanschluss beziehen:
Einige Receiver unterstützen solche Antennen zwar, müssen dafür aber erst extra aktiviert werden, wie z.B. der Receiver "Skymaster DT 50" (Baumax).
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